POLYAS Wahllexikon
Als Expert:innen für Online-Wahlen liefern wir Erklärungen und
Hintergrundinformationen zu Wahlen, Wahlrecht und digitaler Demokratie
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Unter digitaler Souveränität (Synonym: technologische Souveränität) wird selbstbestimmtes Handeln und Entscheiden von Menschen, Unternehmen und anderen Institutionen im digitalen Raum verstanden. Dazu gehört auch die Fähigkeit, Geschäftsgeheimnisse von Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie die Privatsphäre von Menschen, bestmöglich zu schützen. Sowohl Bürgerinnen und Bürger (Gesellschaft)als auch Wirtschaftsbetriebe und wissenschaftliche Institutionen sollen dabei die Hoheit über ihre eigenen Sicherheits- und Datenschutzinteressen behalten und nicht in unausweichliche Abhängigkeiten geraten.
Eine möglichst vollständige digitale Souveränität kann nur durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure erreicht werden, wie Bürgerinnen und Bürger/Verbraucher, Politik/Verwaltung, Wirtschaft/Wirtschaftsverbände/Kammern und wissenschaftliche Einrichtungen.
Schlüsselvoraussetzungen zur Erlangung digitaler Souveränität
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat im Jahr 2015 das Positionspapier „Leitplanken Digitaler Souveränität“ (PDF) veröffentlicht. Darin werden sogenannte Leitplanken genannt, die die Fokusgruppe 1 „Digitale Souveränität“ der Plattform „Innovative Digitalisierung der Wirtschaft“ des Nationalen IT-Gipfels erstellt hat. Die darin beschriebenen Schlüsselvoraussetzungen für unternehmerisch und gesellschaftlich souveränes Handeln aller beteiligten Akteure in der globalen Datenwelt gliedern sich in folgende drei Kernbereiche:
Leistungsfähige und sichere Infrastruktur
Vor allem der weitere Ausbau von Breitbandnetzen und Mobilfunknetzen der fünften Generation werden als elementare Voraussetzungen dafür gesehen, dass innovative Produkte (z.B. im Bereich der Industrie 4.0) entwickelt und marktfähig werden können. Darüber hinaus wird es als genauso wichtig angesehen, dass diese Infrastruktur sicher ist. Wirtschaft und Gesellschaft sollen vertraulich und geschützt in digitalen Netzen kommunizieren können, ohne den Verlust oder die Manipulation ihrer Daten befürchten zu müssen. Eine weitere wichtige Voraussetzung ist der Zugang zu digitalen Ökosystemen und Plattformen. Offene Standards sollen hier die Vernetzung von Komponenten und Systemen ermöglichen.
Beherrschung von Schlüsselkompetenzen und Technologien
Die Beherrschung digitaler Schlüsseltechnologien und -kompetenzen ist eine weitere wichtige Voraussetzung zur Erlangung digitaler Souveränität. Das schließt die Identifikation und Beurteilung solcher Schlüsseltechnologien ebenso ein, wie deren Aufbau und Weiterentwicklung. Im Einzelnen umfasst dies die folgenden Bereiche:
Schaffung innovationsoffener Gestaltungsrahmen
Die Schaffung digital souveräner Systeme erfordert, dass die Förderung von Innovationen und Chancen technologischer Entwicklungen auf der politischen Agenda weiter nach vorne rückt. Ein Beispiel stellt die geplante Schaffung eines Digitalen Binnenmarktes in Europa dar, mit dem analog zum EU-Binnenmarkt auch im digitalen Bereich vorhandene Barrieren abgebaut werden sollen. So sollen einheitliche rechtliche Rahmenbedingungen beim Verbraucherschutz und Datenrecht einen sinnvollen Ausgleich zwischen schützenswerten persönlichen Daten und der Nutzung für digitale Anwendungen in Europa schaffen.
Weiterhin gehört der Bereich Innovationsförderung zu diesem Bereich, in dem zum einen innovative Wachstumsunternehmen und Startups sowohl von staatlichen Stellen, als auch von Kammern oder Verbänden aktiv unterstützt werden. Sie werden als mitentscheidend dafür angesehen, dass ein funktionsfähiges digitales Ökosystem, die Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und damit die Stärkung der digitalen Souveränität erreicht werden kann. Zum anderen gehört in diesen Bereich auch die Weiterentwicklung und Förderung der wissenschaftlichen Forschung und Entwicklung in allen Bereichen der Digitalisierung.
Siehe auch: