Wahlmanagement: Wahlverfahren
Sie haben gerade einen Verein gegründet, organisieren die ersten Vorstandswahlen für einen Verband, kümmern sich um die Aufsichtsratswahl oder sind als neu bestellter Wahlleiter verantwortlich für die ersten Wahlen?
Bevor jedoch das tatsächliche Wahlmanagement beginnen kann, überprüfen Sie Ihre Wahlordnung oder Satzung. In den meisten Fällen ist dort das Wahlverfahren konkret ausdefiniert: Ob personalisierte Verhältniswahl, Personenwahl nach Mehrheitsprinzip oder Listenwahl mit individuellem Stimmrecht – es gibt eine Reihe von Wahlverfahren und Stimmrechts-Kombinationen. Müssen sie sich noch entscheiden, wie Sie Ihre Wahl durchführen, sollten Sie die Vor- und Nachteile abwägen. Denn jedes Wahlverfahren hat seine guten und schlechten Seiten. Aber schlau eingesetzt, kann man Vorteile nutzen und Nachteile einfach ausbügeln.
Die Präsenzwahl: Sind auch alle da?
Bei einer „Präsenzwahl“müssen sich alle Wähler im Wahllokal einfinden und ausweisen. Wenn sie im Wählerverzeichnis aufgeführt sind, erhalten sie nun von den Wahlhelfern Stimmzettel und vergeben ihre Stimmen – nicht sichtbar für andere, bevor sie diese in Wahlurne stecken. Erst, wenn alle Stimmen abgegeben sind, werden die gesammelten Stimmzettel von den Wahlhelfern ausgezählt.
Die Präsenzwahl ist das bekannteste Wahlverfahren, dem Viele am meisten trauen. Schließlich muss man sich ausweisen, es besteht eine ständige persönliche Überwachung des Wahlovorganges, sodass Betrug eher unwarscheinlich ist. Fehler können allerdings bei der händischen Auszählung passieren.
Aber die Präsenzwahl hat außerdem einen weiteren Nachteil: und zwar die Präsenz. Bei einer Präsenzwahl entscheidet man sich in der Wahlplanung häufig für einen Wahltag und keinen Wahlzeitraum, da ein rechtssicherer Wahldurchgang so am besten gewährleistet werden kann. Zu den Kosten der Wahlorganisation müssen hier die Wahlhelfer am Wahltag einberechnet werden, die sich um die Durchführung, Urnenbewachung und Auszählung kümmern.
Fazit: Eine Präsenzwahl ist gewohnt, gelernt und erscheint vielen am „sichersten“. Sie erfordert unbedingte Anwesenheit, schließt deshalb alle aus, die nicht anwesend sind und erfordert meist, dass die gesamte Wahl an einem einzelnen Wahltag durchgeführt wird.
Die Briefwahl: Timing ist alles
Eine Briefwahl ist im Gegensatz zur Präsenzwahl eine sogenannte „Distanzwahl“. Es ist egal, wo sich die Wähler aufhalten, solange sie per Post erreichbar sind. Die Wähler müssen dazu mit vollständiger und richtiger Adresse ins Wählerverzeichnis eingetragen sein und ihre Wahlentscheidung sowie die dazugehörigen Unterlagen per Post bis zum vorgegebenen Zeitraum zurücksenden. Briefwahlen erfordern eine absolut rechtzeitige und exakte Wahlplanung, da der Postweg der mittlerweile am längsten andauernde Kommunikationsweg ist.
Die Wahlbeteiligung kann bei einer Briefwahl aus mehreren Gründen sinken:
- Das Hindernis, dass die Wähler ausfüllen, frankieren und zur Post gehen müssen, kann ein Motivationssenker sein, sich zu beteiligen.
- Zudem muss alles rechtzeitig getan werden – und Fristen werden gerne mal vergessen.
- Schließlich bleibt noch die Zustellung, bei der ebenfalls diverse Fehler unterlaufen können, sodass entweder die Wahlbenachrichtigungen mit den Stimmzetteln oder die zurückgesendeten Stimmen vereinzelt zu spät oder gar nicht ankommen könnten.
Der Aufwand und die Kosten sind bei einer Briefwahl am Höchsten:
- Die Erstellung, der Versand und der Rückversand von Briefwahlunterlagen schlagen mit einem Anteil von bis zu 50% der Gesamtkosten einer Wahl zubuche
- Die Briefwahlunterlagen müssen von Wahlhelfern manuell bearbeitet und ausgezählt werden
Fazit: Eine Briefwahl ist sinnvoll, um auch Personen zu berücksichtigen, die nicht anwesend sein können. Sie geht allerdings ins Geld und setzt ein hohes Maß an eigener Aktion seitens der Wähler voraus. Zudem ist eine Briefwahl sehr manipulationsanfällig, da bei Beantragung der Briefwahlunterlagen nur wenige persönliche Daten abgefragt werden, die für unbefugte Dritte oft einfach zu beschaffen sind. Zudem besteht eine hohe Abhängigkeit von Logistik-Dienstleistern, die z.B. bei einem Post-Streik den Ausgang einer Wahl stark beeinflussen.
Die Online-Wahl: Digitale Möglichkeiten
Die Online-Wahl gehört zu den elektronischen Distanzwahlen. Sie ist die modernste Art, eine Wahl durchzuführen – von den jüngeren Generationen häufig favorisiert, aber besonders von den älteren mit Skepsis betrachtet. Wähler loggen sich hierbei in ein Wahlsystem mithilfe verschiedener Authentifizierungsmerkmale und Sicherheitsabfragen ein, können einmalig ihre Stimme abgeben und loggen sich wieder aus. Fertig.
Ein Online-Wahlverfahren hat zahlreiche Vorteile:
- Es ist die kostengünstigste Variante, eine Wahl durchzuführen.
- Die Durchführung geht schnell und das Wahlergebnis steht automatisiert zur Verfügung.
- Die Stimmabgabe ist für die Wähler weltweit möglich und ohne technische Vorkenntnisse durchführbar.
- Eine Online-Wahl ist komplett dokumentiert und kann nach erfolgter Auszählung auch extern überprüft werden.
Ein Online-Wahlverfahren erfordert Zugang zum Internet . Entscheiden Sie sich für ein Online-Wahlsystem in Ihrer Institution, sollten Sie bei der Wahlplanung daran denken, dass Sie den Wählern vorher ausreichend Informationen über den Wahlablauf zukommen lassen. Bieten Sie zudem einen komfortablen Rückkanal für eventuelle Nachfragen an: die E-Mail-Adresse des Wahlleiters, eine Wahl-Informationsseite auf der Homepage oder eine Info-Hotline. Der möglicherweise vorhandenen Skepsis kann der Wahlausschuss oder Wahlvorstand im Vorfeld durch transparente Informationen entgegenwirken.
POLYAS Online-Wahlen schützen das Wahlgeheimnis und entsprechen dem deutschen Datenschutz
Fazit: Online-Wahlsysteme sind modern und haben viele Vorteile in petto, darunter Ortsunabhängigkeit, Schnelligkeit, Genauigkeit und Kostenersparnis. Wichtig ist, dass alle Wahlberechtigten über Zugang zum Internet verfügen.