Am kommenden Wochenende endet die Parlamentswahl in Schweden. Das schwedische Wahlsystem sieht die Verhältniswahl vor, weist im internationalen Vergleich aber einige Besonderheiten auf, die für eine hohe Wahlbeteiligung und auch einen großen Frauenanteil im Parlament sorgen.

Wahlsystem trägt zu hohem Frauenanteil im Parlament bei

Wie in Deutschland wird auch in Schweden alle vier Jahre gewählt. Die Bezeichnung für das schwedische Parlament lautet Riksdagen, und klingt damit so ähnlich wie das Tagungsgebäude des Bundestags, der Reichstag. Der Riksdagen besteht aus 349 Mandaten, von denen 310 Sitze in den Wahlkreisen gewonnen werden können.

Wahlberechtigt ist jeder schwedische Staatsangehörige, der das 18. Lebensjahr vollendet hat und in Schweden wohnt. Jeder Wähler hat eine Stimme, mit der eine Partei gewählt wird. Außerdem können die schwedischen Wähler von einer Zusatzstimme Gebrauch machen, die an einen Kandidaten einer Liste vergeben wird, und diesem damit eine bessere Position bei der Verteilung der Sitze verschafft. Insbesondere weibliche Kandidaten haben von dieser Regelung profitiert, sodass der Frauenanteil im schwedischen Parlament derzeit bei 47 Prozent liegt.

Wahlbeteiligung zwischen 85 und 90 Prozent

Aber auch die Wahlbeteiligung in Schweden ist rekordverdächtig, sie liegt bei den Reichstagswahlen in der Regel bei etwa 85 bis 90 Prozent. Das gelingt unter anderem wegen des besonders langen Wahlzeitraums: Wahlberechtigte können ihre Stimme schon 19 Tage vor dem eigentlichen Wahltermin abgeben, sich am Tag der Wahl jedoch noch einmal umentscheiden. Außerdem ist auch die Briefwahl erlaubt.

Kleinere Parteien haben eine reelle Chance, ins Parlament einzuziehen. Zwar gibt es eine Vier-Prozent-Hürde, doch die schwedische Verfassung besagt, dass eine Partei, die die Hürde nicht genommen hat aber in einem der Wahlkreise mindestens 12 Prozent der Stimmen erhalten hat, die so gewonnen Sitze behalten darf. Ein Nachteil ist allerdings, dass die Gemeinderäte zusammen mit dem Parlament gewählt werden, und regionale Parteien es so schwerer haben, in den Medien Gehör zu finden.

Parteiensitze werden in Wahlkreisen verteilt

Schweden ist in 29 Wahlkreise (Valkretsar) unterteilt. Wie viele der 310 direkt wählbaren Mandate auf einen Wahlkreis entfallen, wird immer bis Ende April des Wahljahres bekannt gegeben. Aktuell schwankt die Zahl zwischen zwei (Gotland) und 36 (Stockholm) Mandaten. Nach Wahlende werden zunächst die 310 „festen Mandate“ verteilt. Dazu wird im schwedischen Wahlsystem die sogenannte „Skandinavische Methode“ angewendet, die dem Sainte-Laguë-Verfahren sehr ähnlich ist und auch in Dänemark und Norwegen Verwendung findet.

Hier erfahren Sie mehr über das norwegische Wahlsystem

Anschließend wird berechnet, welcher Partei wie viele der 349 Sitze prozentual zustehen. Die bereits errungenen Sitze aus den „festen Mandaten“ werden von diesen abgezogen. Hat eine Partei durch die Stimmen aus den Wahlkreisen mehr Sitze erhalten, als ihr zustehen, werden diese Sitze gestrichen. Diese Regelung besteht allerdings erst seit November 2014, zuvor wurden Überhangmandate schlichtweg nicht ausgeglichen.

Die Überhangmandate des schwedischen Wahlsystems sind nicht mit denen in Deutschland zu verwechseln: Erstens handelt es sich im deutschen Fall formell um direkt gewählte Kandidaten, nicht um Sitze einer Partei, zweitens gibt es in Deutschland Ausgleichsmandate, die den prozentuellen Vorteil, der durch die Überhangmandate entsteht, relativieren.

Minderheitsregierungen sind in Schweden üblich

In Schweden gibt es viele kleinere Parteien, und aufgrund der „festen Mandate“ und der eher niedrigen Vier-Prozent-Hürde schaffen es viele Listen ins schwedische Parlament. Seit der letzten Wahl 2014 regiert eine Koalition aus Sozialdemokraten und Grünen, die trotz der Unterstützung durch die Linkspartei keine Mehrheit hat. In Schweden sind Minderheitsregierungen allerdings nichts Ungewöhnliches.

Nach aktuellen Umfragen müssen Sozialdemokraten und die bürgerlich-konservative Partei „Moderaterna“ (Die Moderaten) mit Verlusten von etwa sechs Prozent der Stimmen rechnen, während die rechte Partei „Schwedendemokraten“ deutliche Gewinne verzeichnen könnte. Auch die übrigen Parteien Schwedens gewinnen laut Umfragen hinzu.

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