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Gestern wurde in Indien ein neuer Präsident gewählt. Das Ergebnis steht zwar erst am 20. Juli fest – doch schon jetzt ist klar, dass das Staatsoberhaupt aus der untersten Kaste des indischen Systems stammen wird. Denn beide Kandidaten sind Dalits, früher „Unberührbare“ genannt.

Zwei Dalits sind Präsidentschaftskandidaten

Der Kandidat der konservativen Bharatiya Janata Party (BJP), Ram Nath Kovind, hat sich jahrelang als Rechtsanwalt für die Interessen der unterprivilegierten Bevölkerungsgruppen eingesetzt. Seine Wahl zum Präsidentschaftskandidaten wurde von Wahlbeobachtern in Indien als geschickter Schachzug gewertet, da es den Oppositionsparteien so schwerer gefallen ist, sich als einzige Interessenvertreter der Dalits zu profilieren.

Denn auch die traditionsreiche Kongresspartei (INC), der einst schon Mahatma Gandhi vorstand, tritt mit einer Dalit an: Meira Kumar, eine frühere Diplomatin und Parlamentspräsidentin. Der INC stellt auch den gegenwärtigen Präsidenten, Pranab Mukherjee. Doch egal ob Kovind oder Kumar gewinnen – der erste Dalit im Präsidentenamt wären sie nicht. Denn schon Ex-Präsident Kocheril Raman Narayanan (1997-2002) stammte aus der untersten sozialen Schicht Indiens.

Ungleichheit in Indien immer noch groß

Die Situation der Dalits in Indien ist trotzdem nach wie vor schlecht. Im Alltag kommt es regelmäßig zu Angriffen und Diskriminierungen. Erst vor wenigen Wochen gab es Dutzende Tote bei einem Brandanschlag auf das von Dalits bewohnte Dorf Shabbirpur. Viele Angehörige der untersten Kaste haben Berufe, die als minderwertig gelten, arbeiten etwa als Müllsammler. Auch der Zutritt zu Tempeln ist Dalits immer noch verboten.

Allerdings verlaufen die Grenzen unter den einzelnen Kasten nicht mehr streng, wie noch vor einigen Jahrzehnten. In den Städten Indiens bildet sich eine Mittelschicht, die auch den ehemals Unterprivilegierten Anschluss bietet. Und einigen wenigen ist der Aufstieg gelungen, wie die beiden Präsidentschaftsanwärter zeigen. Dalits zu benachteiligen ist seit der Einführung der indischen Verfassung von 1950 ohnehin verboten.

Amt und Wahl wie in Deutschland

Von der Präsidentschaftswahl erhoffen sich aber die wenigsten Dalits in Indien eine nachhaltige Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Stellung. Das Amt des indischen Präsidenten ist mit dem des deutschen Bundespräsidenten vergleichbar: Es geht vor allem um repräsentative Aufgaben, nicht um die Führung der Regierung.

Auch das Wahlverfahren zeigt viele Parallelen mit der deutschen Wahl, denn gewählt wird der Präsident nicht von der gesamten Bevölkerung, sondern von einem Wahlkollegium – ähnlich wie bei der Bundesversammlung in Deutschland. Das Wahlkollegium in Indien setzt sich aus dem Parlament, der Staatenversammlung und weiteren Vertretern der einzelnen Bundesstaaten zusammen. So kommt das Kollegium auf rund 5000 Mitglieder ­– Indien ist die größte Demokratie der Welt.

Lesen Sie hier im Vergleich, wie der deutsche Bundespräsident gewählt wird