Demoskopie und Wahlumfragen - Wie funktioniert Wahlforschung

Bei der Wahlforschung sollen hauptsächlich Wahlentscheidungen analysiert werden. Eingesetzt werden dafür nachvollziehbare Verfahren auf empirischer Grundlage. Wir geben heute einen Überblick über die Methoden der Wahlforschung.

Vor allem unmittelbar vor einer Wahl rücken die aktuellen Umfragewerte und Prognosen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Reine wissenschaftliche Erklärungen sind in dem Moment nicht so interessant.Um auf die meist gestellten Fragen – Wer hat wen gewählt und warum? – antworten zu können, muss die Wahlforschung das Verhalten der Wähler tiefgründig analysieren.

Wählerverhalten – Welche Theorien werden genutzt?

Da Wahlen geheim sind, ist die Beobachtung der persönlichen Stimmabgabe ausgeschlossen. Anstelle dessen stützt sich die Wahlforschung auf den Indizienbeweis. Konkret wird dabei das Wahlergebnis aus einer Vielzahl von ursächlich vorgelegten Faktoren abgeleitet. Diese Faktoren kann man aus folgenden Untersuchungsperspektiven betrachten:

  • Soziologischer Erklärungsansatz
    Konzentriert sich auf die Einflüsse aus dem sozialen Umfeld der Wähler/-innen. Zum Beispiel werden familiäre, berufliche und gesellschaftliche Loyalitäten untersucht.
  • Individualpsychologischer Erklärungsansatz
    Beschäftigt sich mit der persönlichen Entscheidungsfindung. Dieser wird die Abhängigkeit zu vorhandenen längerfristigen Parteineigungen betrachtet.
  • Modell des sozialen Milieus
    Schaut sich den Unterschied von Wählergruppen nach Grundwerten, Lebensstil und Lebensstrategien an. So konzentriert man sich hier vor allem auf Wertorientierungen.
  • Modell des rationalen Wahlverhaltens
    Beschäftigt sich mit der Analyse individueller Kosten-Nutzen-Abwägungen.

Methoden zur Untersuchung der Wahlabsicht

Zur Untersuchung der konkreten Wahlabsicht können entweder Umfragen vor dem Wahltermin durchgeführt werden, oder am Wahlabend selbst werden Prognosen gegeben. Zudem werden häufig Hochrechnung des tatsächlichen Abstimmungsverhaltens erstellt.

Alles über die Umfragen in der Wahlforschung

Vor überregionalen Wahlen finden meistens Umfragen im Auftrag von Meinungsforschungsinstituten statt. Damit diese tatsächlich den Bedingungen der Repräsentativität genügen, haben diese Umfragen folgende Eigenschaften:

  • Es werden zwischen 1.000 und 2.000 Personen befragt.
  • Die Auswahl erfolgt mehr nach Zufalls- und seltener nach Quotenprinzip.
  • Die Befragten werden telefonisch, persönlich oder schriftlich kontaktiert.
  • Es werden immer aktuelle Verhaltensabsichten gemessen.

Das wohl prominenteste Beispiel einer Umfrage in der Wahlforschung in Deutschland ist die Sonntagsfrage. 

Prognosen bzw. Exit Polls 

Wahlprognosen nach der Schließung von Wahllokalen nennen sich Exit Polls. Diese Art von Befragung unterschiedet sich von anderen Umfragen in den folgenden Aspekten:

  • Die Befragungen werden während des gesamten Wahltags direkt vor ausgesuchten Wahllokalen durchgeführt. So liegen zwischen dem Zeitpunkt der Wahl und der Befragung nur wenige Minuten.
  • Im Unterschied zu Umfragen werden ausschließlich die tatsächlichen Wähler/-innen befragt.
  • Eine größere Anzahl von Wähler/-innen wird befragt.
  • Die Ergebnisse von repräsentativ ausgewählten Stimmbezirken werden am Ende hochgerechnet.

Wer nutzt die Wahlforschung?

Die Daten der Wahlforschung nutzen mehrere Interessengruppen, die sich mit Wahlen beschäftigen: Medien, um die Öffentlichkeit zu informieren, Parteien, um die politischen Interessen zu bündeln und ihre eigenen Chancen zu kalkulieren sowie natürlich die akademische Wahlforschung, um theoretische Annahmen über Wahlen zu überprüfen.

Jedoch kritisieren sowohl die Medien als auch die Politiker die Wahlforschung oft. So betonen zum Beispiel viele Politiker, dass sie die Wahlen und nicht die Umfragen gewinnen wollen. Auch der letzte US-Präsidentschaftswahlkampf zeigte ein eindrucksvolles Beispiel, wie die Wahlumfragen ein komplett anderes Bild zeichneten, als das tatsächliche Wahlergebnis. Im nächsten Beitrag aus dieser Serie erfahren Sie mehr über die Nachteile der Wahlforschung und über mögliche alternative Methoden im Zuge der Digitalisierung.