Deutschland verliert den Anschluss, wenn es um Digitalisierung geht – das zeigen Studien und Expertenkommissionen. Auch bei der bevorstehenden Bundestagswahl wird das Thema Digitalisierung eine große Rolle spielen. Daher stellt sich die Frage: Wie sieht es in den Parteien aus? Können Parteien die Digitalisierung vorantreiben und von dieser profitieren? Und kommt es zu einem Wandel von der klassischen Partei zur sogenannten Smart Party? Antworten auf diese Fragen geben wir in diesem Teil unserer Serie über Parteien.

Vorteile der Digitalisierung für Parteien

Vor allem strukturell bietet die Digitalisierung neue Chancen, um Diskussionen und Entscheidungen innerhalb der Partei zu öffnen und diese demokratischer zu gestalten. Bessere Teilhabemöglichkeiten an Diskussionen, neue Gestaltungsspielräume für die Mitbestimmung innerhalb der Partei und offenere Kommunikation – all das bieten die neuen technischen Möglichkeiten. Dabei ist eines sicher: Breite Beteiligung und erleichterte Teilhabe an Entscheidungen schaffen ein Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Partei. Was auch innerhalb der Gesellschat zu einer größeren Sympathie für die Partei führen kann.

Parteiendemokratie der Zukunft

Die Nutzung von neuen Technologien bietet viele Vorteile und Möglichkeiten zur Demokratieförderung:

  • Die Online-Kommunikation erleichtert und erweitert den Zugriff auf politische Informationen
  • Asymmetrien im politischen Diskurs können abgebaut werden.
  • Beteiligungshindernisse können durch die Nutzung von Online-Tools effektiv behoben werden

Um ihre Mitglieder zeitgemäß einbinden zu können, müssen Parteien digitaler werden. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise die Nutzung von digitalen Instrumenten für das Mitgliedermanagement, die interne Debattenorganisation oder die Koordinierung des Freiwilligen-Engagements.

Virtuelle Gremien-Sitzungen, die Diskussion von Änderungsanträgen in Online-Foren, die Abstimmung über die Tagesordnung per App oder Online-Parteivorstandswahlen – parteiinterne Demokratie könnte durch die digitalen Prozesse erheblich vereinfacht und vorangebracht werden. So würden alle Mitglieder durch die Online-Tools ihre Bindung zur Partei aufrechterhalten und auf diese Weise den Anschluss an aktuelle Diskussionen und Geschehnisse nicht verlieren.

Parteivorstandswahlen online durchzuführen ist dabei nicht nur modern und steigert die Demokratie, auch das Wahlmanagement kann so vereinfacht werden. Lesen Sie jetzt mehr über die Möglichkeiten der Online-Parteivorstandswahl.

Erste Schritte – Digitalisierung in der Parteienpraxis

Einige Parteien in Deutschland haben schon damit angefangen digitale Tools in die Parteiarbeit zu integrieren.

  • Mit der Website CDUplus.de hat die CDU eine Online-Plattform für Mitglieder und Unterstützer eingerichtet
  • Das Virtuelle Netzwerk der CDU Hessen hat seinen Vorstand online gewählt
  • Die SPD hat einen virtuellen Ortsverein gegründet.
  • Bereits im Jahr 2000 haben die Gründen einen virtuellen Parteitag abgehalten
  • Durch das Liquid-Feedback-System – einer Software zur politischen Meinungsbildung – steuert die Piratenpartei interne Willensbildungsprozesse

Trotz dieser Projekte liegt die Innovationsfähigkeit der Parteien weit unter den technologischen Möglichkeiten. Somit liegt ein Wandel der klassischen Partei  zur Smart Party noch in weiter Ferne. Momentan mangelt es noch an finanziellen und personellen Ressourcen für die Einführung von digitalen Innovationen. Dennoch ist eines klar – wenn sich alle Lebensbereiche der Digitalisierung anpassen, müssen die Parteien diesen Weg auch gehen. Wir werden die Entwicklungen weiterhin verfolgen und darüber in unserem Blog berichten.