Digitalisierung in Europa - Wie die Pandemie die digitale Arbeitswelt vorantreibt

Die Covid-19-Pandemie stellt die Arbeitswelt auf den Kopf. Wie Arbeit in Unternehmen, Vereinen, Gewerkschaften und anderen Institutionen gedacht und organisiert wird, hat sich in den vergangenen Wochen radikal verändert. Was zuvor undenkbar war, gehört nun zum digitalen Arbeitsalltag: virtuelle Meetings, Homeoffice, digitale Konferenzen und Online-Abstimmungen. Wie sich die radikale Veränderung auswirkt, wie groß die Umstellung ist und welche Chancen der Digitalisierungsschub bietet, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Umdenken in Unternehmen

Die Pandemie sorgt für einen Digitalisierungsschub und nun zeigt sich deutlich, dass Umstellungen auch schnell gehen können. Bis vor wenigen Wochen hielten einige Unternehmen noch Vorbehalte wie mangelnde IT-Sicherheit, Arbeitssicherheit und Produktivität der Mitarbeiter davon ab, bei der Digitalisierung voranzuschreiten und Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten zu lassen.

Nun, da viele Unternehmen keine Wahl mehr haben als den digitalen Wandel praktisch über Nacht zu vollziehen, zeigt sich, wie schnell Veränderung möglich ist. Und das obwohl viele Unternehmen für eine derartige Krise nicht gewappnet waren und erst die technischen Voraussetzungen schaffen mussten, um ihren Mitarbeitern die sichere Arbeit im Homeoffice zu ermöglichen. Denn an oberster Stelle stand die Herausforderung, die Ansteckung der Mitarbeiter zu vermeiden und arbeitsfähig zu bleiben. Selbst wo Homeoffice vorher verboten war, ist die Arbeit von zu Hause aus nun zur Pflicht geworden und es werden nun Cloud-Dienste, Online-Kommunikationstools und Software as a Service (SaaS) eingesetzt.

Virtuelle Sitzungen

Auch die Sitzungskultur hat sich rapide verändert. So fand das EU-Gipfeltreffen per Videokonferenz statt. Die Gewerkschaftsföderationen in Brüssel brachten Empfehlungen für Betriebsräte und SE-Betriebsräte ein. Online-Treffen sollen unter bestimmten Bedingungen mit genauen Regeln möglich sein. Dazu wurde ein Leitfaden mit Vorlage erstellt. Als Ersatz für ordentliche Plenarsitzungen im Jahr 2020 sollen die Online-Treffen jedoch nicht dienen.

 

Erfahren Sie, wie Versammlungen mit Abstimmungen digital möglich sind >

Für Europäische Betriebsträte gibt es bislang kein Äquivalent. Die Pandemie soll nach Meinung der EU jedenfalls nicht als Vorwand dienen, die Sitzungskultur in Betriebsräten komplett zu digitalisieren. Bei schwierigen Themen, wie Massenentlassungen oder ganztägigen Videokonferenzen, raten Experten davon ab, eine Sitzung virtuell stattfinden zu lassen.

Digitale Transformation im Schnelldurchlauf

Insgesamt kann man von einem gewaltigen digitalen Sprung sprechen, wenn Millionen Menschen und viele tausend Unternehmen aufgrund der Pandemie plötzlich nur noch digital arbeiten. Seit dem Ausbruch des Corona-Virus in Deutschland stellt sich nicht mehr die Frage ob, sondern wie die Video-Konferenz ablaufen soll und welche Online-Tools Angestellte brauchen, um ihre Arbeit optimal allein und im Team zu strukturieren und transparent zu gestalten. Auch bei Abstimmungen auf Hauptversammlungen geht es nunmehr darum, wie diese digital umsetzbar sind. Lesen Sie hier mehr darüber >

Wie sah die Digitalisierungs-Landkarte Europas vor der Pandemie aus?

Im Juni 2019 veröffentlichte die EU-Kommission im Digital Economy and Society Index (DESI) ein Ranking der Europäischen Länder in Bezug auf den Grad ihrer Digitalisierung. Der Index bildet sowohl die Fortschritte der europäischen Mitgliedstaaten in ihrer Wettbewerbsfähigkeit als auch die EU-weite allgemeine Leistung im Bereich Digitalisierung ab.

Um den Grad der Digitalisierung einzelner EU-Länder zu bestimmen, werden Faktoren wie Digitalisierung in Unternehmen, digitale öffentliche Dienste, digitale Fertigkeiten im Internet und digitale Konnektivität der EU-Länder miteinander verglichen. Die höchsten Bewertungen im DESI 2019 erhielten Finnland, Schweden, die Niederlande und Dänemark. Deutschland liegt im Mittelfeld.

Digitale Demokratie in der EU

Estland ist in Europa das Paradebeispiel für gelebte digitale Demokratie. Schon seit 2007 wird auf nationaler Ebene online gewählt und im Bereich E-Governance ist Estland Pionier.

Lesen Sie im Interview mit Prof. Robert Krimmer – Experte für E-Governance und E-Voting an der TU Tallin –, welche Hürden in Europa noch zu nehmen sind, damit politische Wahlen online durchgeführt werden können.

Vorteile und Chancen der digitalen Arbeit

Auch wenn nach dem Ende der Pandemie wieder Berufsreisen gemacht und Versammlungen und Sitzungen wie gehabt durchgeführt werden: Der Entwicklungssprung, den die Digitalisierung in vielen Bereichen der Lebens- und Arbeitswelt gemacht hat, wird wohl nicht so leicht wieder rückgängig gemacht werden. Auch wenn die Krise für einige Einrichtungen erhebliche Nachteile mit sich bringt, werden die Vorteile der digitalen Arbeit auch nach Bewältigung der Pandemie in vielen Institutionen und Unternehmen nicht in Vergessenheit geraten. Eingeführte Software und digitale Arbeitsprozesse werden wahrscheinlich weiterhin genutzt. Inwieweit Arbeitsplätze neu definiert werden und sich eine digitale Ökonomie nach der Krise etabliert, wird sich zeigen.

Fest steht aber, dass virtuelle Meetings, Online-Abstimmungen, -Nominierungen und -Wahlen sowie digitale Datenverarbeitung gute Möglichkeiten darstellen, Arbeit effizient, aufwandsarm und umweltfreundlich zu gestalten.

Erfahren Sie mehr über Möglichkeiten digitaler Demokratie >