Jugendwahlen

Jugendwahlen sind ein wichtiger Bestandteil der demokratischen und politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Die Wahlen bieten ihnen die Möglichkeit, demokratische Prozesse hautnah zu erleben. Das Ziel der Jugendwahl ist, Kindern und Jugendlichen die Selbstverständlichkeit demokratischer Teilhabe näher zu bringen und ihren politischen Willensbildungsprozess anzukurbeln. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Arten von Jugendwahlen es gibt und wie sie die politische Bildung von Jugendlichen und Kindern fördern.

Jugendwahlen von Schülern für Schüler: Die Juniorwahl

Seit 1999 werden Juniorwahlen als Schulprojekte parallel zu Landtags-, Bundestags- und Europawahlen durchgeführt. Die inhaltliche Vorbereitung und Durchführung von simulierten Wahlen für Schüler ab der 7. Klasse dient dem Zweck der politischen Bildung: Schülerinnen und Schüler können in diesem Rahmen Demokratie erlernen, erleben und gestalten. Dafür werden den Lehrern Unterrichtsmaterialien und Themenvorschläge zur Verfügung gestellt, die den Schülern während der etwa vierwöchigen Projektzeit einen Zugang zu den Themen Wahlen und Demokratie ermöglichen.

Der überparteiliche und gemeinnützige Verein Kumulus e. V. ist der Träger der Juniorwahlen, deren Höhepunkt die Stimmabgabe und Bekanntgabe des Wahlergebnisses am Wahlsonntag ist – wie bei einer echten Wahl. Mit mehr als einer Million teilgenommenen Kindern und Jugendlichen zählt die Juniorwahl zu Deutschlands größten Schulprojekten. Juniorwahlen können entweder als Urnen- oder als Online-Wahl durchgeführt werden.

Erfahren Sie mehr über die Vorteile von Online-Wahlen!

Das U18-Projekt

Begleitend zu Wahlen im Land, Bund und in Europa können Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ihre Stimmen in allen teilnehmenden Schulen, Bibliotheken, Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen, Sportvereinen sowie Jugendverbänden abgeben. Es werden für die Kinder und Jugendlichen dort Wahllokale für die entsprechenden Wahlzeiträume eingerichtet.

Das Projekt Kinder- und Jugendwahl U18 ist ebenfalls parteineutral und unabhängig. Es soll bei Kindern und Jugendlichen durch das spielerische Erleben eines demokratischen Wahlablaufs das Interesse an Politik wecken. Langfristiges Ziel dieses Projekts für politische Bildung ist, dass Kinder und Jugendliche demokratische Beteiligung bei Wahlen als selbstverständlich erleben, wenn sie später für die „echten Wahlen“ wahlberechtigt sind.

Die Stimmabgabe bei der simulierten U18-Wahl hat aber nicht nur einen Lerneffekt für das Verständnis demokratischer Prozesse. Sie wirkt gleichermaßen als Motor, der bei Kindern und Jugendlichen politische Willensbildungsprozesse in Gang setzt und weiter antreibt.

Wie entscheidet die Jugend?

So ist mit Spannung zu verfolgen, wie Jugendliche und Kinder bei vergangenen Bundestags- und Europawahlen für unter 18-Jährige abgestimmt haben. Aus den Ergebnissen der Europawahl 2014 im Vergleich zur Europawahl 2019 ist beispielsweise ein deutlich gesteigertes Interesse von Kindern und Jugendlichen für Umweltthemen abzulesen, was sich weitestgehend mit den Ergebnissen der „echten“ Europawahl deckt. Doch unterscheidet sich der Wählerwille der unter 18-jährigen in ihrer geringeren Neigung konservative Parteien zu wählen etwas von dem der wahlberechtigten Erwachsenen bei der EU-Wahl 2019.

Jugendparlamentswahlen

Junge Menschen haben oft einen anderen Blick auf politische Verhältnisse. Ihre politische Meinung ist daher ein besonders wichtiger Bestandteil eines von Diversität geprägten Wählerwillens. Es ist daher wichtig, sie früh durch Jugendwahlen mit demokratischen Prozessen vertraut zu machen und ihnen die Gelegenheit zu bieten, Verantwortung zu übernehmen, damit sie sich an politischen Entscheidungsprozessen beteiligen und so zu einem repräsentablen Meinungsbild der Gesamtbevölkerung beitragen.

Jugendparlamentswahlen sind dafür eine gute Möglichkeit. Schon seit den 1980er Jahren lassen viele deutsche Gemeinden ihre Kinder und Jugendlichen ein Gremium wählen – das Jugendparlament bzw. den Jugendgemeinderat –, welches dann ihre Interessen auf kommunaler Ebene gegenüber dem Gemeinderat, der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister vertreten kann.

Online-Jugendparlamentswahlen

In der Regel werden Jugendparlamente alle zwei Jahre neu gewählt. Die Initiative liegt hier bei den Gemeinden selbst. Zunehmend mehr Gemeinden führen ihre Jugendparlamentswahlen online durch. So haben bereits zahlreiche Gemeinden, wie Traunstein oder die Stadt Buchholz, den Jugendbeirat bzw. das Jugendparlament von den jugendlichen Einwohnern online wählen lassen. Die Online-Wahl ist eine gute Möglichkeit, junge Menschen zur Stimmabgabe zu motivieren und so die Wahlbeteiligung zu steigern. Schon vor Jahren hat eine Forsa-Umfrage ergeben, dass 65 Prozent der unter 30-Jährigen online wählen würden, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten. Lesen Sie hier mehr dazu.

„Es ist wichtig, dass Jugendliche mit Wahlen vertraut gemacht werden. Gerade die Urnenwahlen an Schulen haben da einen hohen Bildungswert. Wenn digitale Wahlen die Zukunft sind, dann sehe ich hier ein neues Lernfeld für Jugendliche, das erschlossen werden kann“, sagt Frank Adler von der Jugendpflege Denzlingen im Interview mit POLYAS.

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