Demoskopie und Wahlumfragen - Wie funktioniert Wahlforschung

Sowohl bei den US-Präsidentschaftswahlen als auch beim BREXIT-Referendum haben die Social Media-Analysen und die klassischen Meinungsumfragen unterschiedliche Prognosen vorgelegt. Nach der Wahl wurde viel darüber diskutiert, dass traditionelle Wahlprognosen falsch lagen. Mit der Allgegenwärtigkeit des Internets findet in vielen Bereichen der Kommunikation ein Wandel statt – das betrifft auch die Wahlforschung. Wir werfen diesbezüglich einen Blick in die Sozialen Netzwerke und schauen uns die aktuellen Entwicklungen an.

Klassische Medien vs. Social Media

Politikverdrossenheit und eine späte Wahlentscheidung kennzeichnen den durchschnittlichen Wähler von heute. Daher tritt anstelle der Kontinuität, eine zunehmende Dynamik in die Wahlen. Diesen Entwicklungen muss sich auch die Wahlforschung anpassen.

Die Veränderung der Einflussnahmen in der Medienlandschaft  – von klassischen Medien hin zu Online – und Social Media – kommt im Hinblick auf den Wahlkampfverlauf und das Wahlergebnis immer stärker zum Tragen. In diesem Zusammenhang hat die klassische Wahlforschung den Nachteil, dass sie zwar Einstellungen misst, aber die Kommunikationsprozesse – und Kanäle außen vorlässt. Diese sind in der heutigen digitalen Welt ausschlaggebend. Konkret bedeutet dies: Wer in den Sozialen Netzwerken die Meinungshoheit innehat, zeichnet sich auch in der realen Welt durch Erfolg aus!

Wie nutzt man Soziale Netzwerke zur Wahlforschung?

Diese Beobachtungen über digitales Verhalten können behilflich sein, Wahlprognosen über Soziale Netzwerke zu erstellen:

  • Auswertung von Anzahl, Verteilung und Inhalte von Tweets, um Schlüsse über Wählermeinungen vermuten zu können.
  • Anfragen von Suchmaschinen – diese können Infos in Bezug auf Wählerinteresse bergen
  • Verstärkte Sichtung von Facebook. Dieses Soziale Netzwerk stellt für viele Nutzer das zentrale Medium dar. 936 Millionen Menschen nutzen Facebook jeden Tag.
  • Ein Auswertung der geteilten Inhalte, der Likes und Kommentare auf Facebook, Twitter und Co. können dazu beitragen einen besseren Überblick über mögliche Meinungsbilder zu erhalten.

Die Erfolge der Social Media-Analyse

Nach der US-Präsidentschatswahl zeigte sich, dass traditionelle Wahlprognosen falsch lagen. Die Social Media-Analysen sahen den Wahlausgang jedoch richtig voraus. Der Geschäftsführer des Social Media-Analysten VICO erklärte im Wahlkampf dazu, dass die Analysen schon lange ergeben hätten das Donald Trump eine „mehr als reelle Chance hat, gegen Hilary Clinton zu gewinnen“. 17 traditionelle Umfragen prognostizierten zur gleichen Zeit den Wahlsieg Clintons.

Beispielsweise zeigten die Analysen, dass Trump in den Sozialen Netzwerken im Vergleich, deutlich mehr Anhänger mobilisieren konnte als Hillary Clinton. So konnte er auf Twitter mit dem Kampagnen-Hashtag #maga (Make America Great Again) größere Erfolge verbuchen als Clinton. Die Hashtags #imwithher und #strongertogether wurden laut Analyse deutlich weniger genutzt.

Ferner zeigte sich im Verlauf des US-Wahlkampfs, dass während und nach den Debatten, die Beiträge mit Zustimmung für Donald ein deutlich höheres Kommunikationsvolumen erreichten als die Pro-Clinton Stimmen.

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Nicht nur bei der US-Wahl haben sich Social Media-Analysen als zuverlässig erweisen. Auch im Rahmen des Brexit-Referendum am 23. Juni lagen die klassischen Meinungsforschungsinstitute falsch. Auch hier lieferte die Social-Media Analyse konkretere Prognosen.

Reform der Wahlforschung?

Obwohl die Social Media-Analyse sich als zuverlässig erweist, wird sie noch nicht in die klassische Wahlforschung miteinbezogen. Laut Meinungsforschungsinstitut Forsa würden sich gängige Verfahren aus der Marktforschung, nicht ohne weiteres in die Wahlforschung übertragen lassen. Außerdem seien Medien und Parteien noch nicht dazu bereit mehr finanzielle Ressourcen für die Wahlforschung bereitzustellen. Es fehle noch an Transparenz und es müsse genauer benannt werden, was genau untersucht wird.

Soziale Netzwerke sind die ausschlaggebenden Meinungsplattformen in der heutigen, digitalen Zeit. Es ist noch abzuwarten, ob Social Media-Analysen auch in Zukunft näher an der Realität liegen werden als die bisher bewährten Methoden der Meinungsanalysen. Wir werden in unserem Blog diese Entwicklungen weiterhin verfolgen.