Wahlmanagement-Wahlverfahren

Es soll eine Wahl geben, das steht fest. Das Ziel der Wahl ist auch allen bekannt. Genug Teilnehmer haben sich im Vorfeld bereit erklärt, zu kandidieren. Das Wahlkomitee, z. B. der Vereinswahl oder Vorstandswahl, ist vollständig zusammengetrommelt. Und jetzt fehlt nur noch eins: Die Entscheidung über das Wahlverfahren.

Das Wahlverfahren muss im Wahlmanagement bereits im Vorfeld eindeutig und verbindlich festgelegt werden. Es muss klar sein, wie und wo gewählt werden kann – und das gibt meist die Wahlordnung bzw. Wahlsatzung vor.
Soll etwa die moderne Online-Wahl zum Einsatz kommen, sollte z.B. die Vereinssatzung noch für den Einsatz angepasst werden. Deshalb ist es wichtig, sich rechtzeitig um das anzuwendende Wahlverfahren zu kümmern, denn davon hängt die Gestaltung der Stimmzettel ab, die Art und Weise der Wahlinformation und natürlich auch das Budget.

Wer eine Wahl und hier auch die Auswahl hat, hat bekanntlicherweise auch die Qual. Doch wer Vor- und Nachteile abwägt, den führt diese Qual ganz schnell zu einer durchdachten Entscheidung. Denn jedes Wahlverfahren hat seine guten und schlechten Seiten. Aber schlau eingesetzt, kann man Vorteile nutzen und Nachteile einfach ausbügeln.

Verschiedene Wahlverfahren sowie ihre Stärken und Macken – darum geht es heute.

Unterschiedliche Wahlverfahren – was sie können und was nicht

1. Die Präsenzwahl: Sind auch alle da?

„Präsenzwahl“ heißt, dass die Wähler sich im Wahllokal einfinden und ausweisen müssen.
Im Anschluss bekommen sie ihre Stimmzettel, vergeben ihre Stimmen – nicht sichtbar für andere – und dann kommen die Wahlzettel in die Urne. Erst, wenn alle Stimmen abgegeben sind, werden die gesammelten Stimmzettel von den Wahlhelfern per Hand ausgezählt.

Die Präsenzwahl ist das bekannteste und auch das Wahlverfahren, dem viele am meisten trauen. Schließlich muss man sich ausweisen, Betrug ist eher unwarscheinlich. Fehler können allerdings bei der händischen Auszählung passieren. Aber abgesehen von diesen Punkten hat die Präsenzwahl einen riesigen Nachteil: und zwar die Präsenz.

Alle, die wegen Urlaub, Krankheit oder unvorhergesehenen Hinderungsgründen nicht anwesend sind, können nicht mitwählen. Besonders im letzten Fall nützt auch eine angekoppelte Briefwahl nichts, denn „unvorhergesehen“ steht hier synonym für „kurzfristig“ – und kurzfristig geht per Brief leider nicht.

Bei einer Präsenzwahl entscheidet man sich in der Wahlplanung häufig für einen Wahltag und keinen Wahlzeitraum, da ein rechtssicherer Wahldurchgang so am besten gewährleistet werden kann. Zu den Kosten der Wahlorganisation müssen hier die Wahlhelfer am Wahltag einberechnet werden, die sich um die Durchführung, Urnenbewachung und Auszählung kümmern.

Fazit: Eine Präsenzwahl ist gewohnt, gelernt und erscheint vielen am „sichersten“. Sie erfordert unbedingte Anwesenheit, schließt deshalb alle aus, die nicht anwesend sind und erfordert meist, dass die gesamte Wahl an einem einzelnen Wahltag durchgeführt wird.

2. Die Briefwahl: Timing ist hier alles

Eine Briefwahl ist im Gegensatz zur Präsenzwahl eine sogenannte „Distanzwahl“. Es ist egal, wo sich die Wähler aufhalten, solange sie per Post erreichbar sind.

Die Wähler müssen dazu mit vollständiger und richtiger Adresse ins Wählerverzeichnis eingetragen sein und ihre Stimmen per Post bis zum vorgegebenen Zeitraum zurücksenden.
Briefwahlen erfordern eine absolut rechtzeitige und exakte Wahlplanung, da der Postweg der mittlerweile am längsten andauernde Kommunikationsweg ist.

Weil ein ganzer Haufen Papier und Briefmarken involviert sind, ist die Briefwahl ein teures Wahlverfahren. Sie hat zudem einen recht großen Nachteil. Denn die Wahlbeteiligung kann durch den Einsatz dieses Wahlverfahrens aus mehreren Gründen sinken:

  • Das Hindernis, dass die Wähler ausfüllen, frankieren und zur Post gehen müssen, kann ein Motivationssenker sein, sich zu beteiligen.
  • Zudem muss alles rechtzeitig getan werden – und Fristen werden gerne mal vergessen.
  • Schließlich bleibt noch die Zustellung, bei der ebenfalls diverse Fehler unterlaufen können, sodass entweder die Wahlbenachrichtigungen mit den Stimmzetteln oder die zurückgesendeten Stimmen vereinzelt zu spät oder gar nicht ankommen könnten.

Fazit: Eine Briefwahl ist sinnvoll, um auch Personen zu berücksichtigen, die nicht anwesend sein können. Sie geht allerdings ins Geld und setzt ein hohes Maß an eigener Aktion seitens der Wähler voraus. Bei einer Briefwahl sollten schon während der Wahlvorbereitung durchdachte Maßnahmen zur Steigerung der Wahlbeteiligung geplant werden.

3. Die Online-Wahl: Digitale Möglichkeiten

Die Online-Wahl gehört zu den elektronischen Distanzwahlen. Sie ist die modernste Art, eine Wahl durchzuführen – von den jüngeren Generationen häufig favorisiert, aber besonders von den älteren mit Skepsis betrachtet.

Wähler loggen sich hierbei in ein Wahlsystem mithilfe verschiedener Authentifizierungsmerkmale und Sicherheitsabfragen ein, können einmalig ihre Stimme abgeben und loggen sich wieder aus. Fertig.

Ein Online-Wahlverfahren hat zahlreiche Vorteile:

  • Es ist die kostengünstigste Variante, eine Wahl durchzuführen.
  • Die Durchführung geht schnell und es erfolgt eine automatisierte Ergebnisermittlung.
  • Sie kann Fehlerkorrekturen beinhalten, was gerade bei komplizierteren Wahlverfahren vorteilhaft sein kann.
  • Ebenso wie die Briefwahl erfordert die Online-Wahl keine physische Anwesenheit und bezieht alle Stimmberechtigten mit ein, egal, wo sie sich gerade aufhalten.

Ein Online-Wahlverfahren erfordert natürlich Zugang zum Internet und eine ausreichende Internetaffinität seitens der Wähler. Entscheiden Sie sich, z. B. als Vereinsmanagement oder Vereinsverwaltung, für ein Online-Wahlsystem, sollten Sie bei der Wahlplanung daran denken, dass Sie den Wählern vorher ausreichend Informationen über den Wahlablauf der Wahlen im Verein zukommen lassen bzw. eine Möglichkeit der Informationsbeschaffung anbieten (die E-Mail-Adresse des Wahlleiters für Rückfragen, eine Wahl-Informationsseite auf der Homepage oder eine Info-Hotline).

Online-Wahlen laufen vollständig digitalisiert ab und sind deshalb besonders kostengünstig und umweltschonend – durch den Einsatz von Online-Wahlsystemen können Sie Ihre Wahlkosten um bis zu 70 Prozent reduzieren.

Der möglicherweise vorhandenen Skepsis kann das Wahl-Kommitee im Vorfeld durch transparente Informationen entgegenwirken, die erklärt, warum Online-Wahlverfahren rechtssicher sind: Online-Wahlen schützen das Wahlgeheimnis und entsprechen dem deutschen Datenschutz-Gesetz.

Fazit: Online-Wahlsysteme sind modern und haben viele Vorteile in petto, darunter Ortsunabhängigkeit, Schnelligkeit, Genauigkeit und Kostenersparnis. Wichtig ist, dass alle Wahlberechtigten über Zugang zum Internet verfügen.

Geht auch: Mehrere Wahlverfahren kombinieren

Je nach Möglichkeit können Sie die Präsenzwahl, die Wahl per Brief oder eine Stimmabgabe über Online-Wahlsysteme anbieten. Sie können aber auch mehrere Wahlverfahren kombinieren.

Gerade wenn die Mitglieder Ihres Vereins oder die Kollegen Ihrer Firma heterogen sind, also z. B. einer großen Bandbreite von Altersgruppen angehören, bieten sich Kombinationen von Wahlverfahren an. Der Wahl-Vorstand kann sich im Vorfeld für mehrere Wege der Stimmabgabe entscheiden und die Wahlberechtigten können sich dann den für sie bequemsten Weg aussuchen – junge Wähler tendieren z. B. deutlich zu Online-Wahlverfahren.