Die Wendung „sozialer Druck“ ist recht negativ belastet. Das liegt vor allem an dem Wort „Druck“, welches mit Zwang oder – besonders in der heutigen Zeit – mit beruflicher Überarbeitung in Zusammenhang gesetzt wird. Jedoch ist sozialer Druck ein Phänomen, das es gibt, seit es Formen von Gemeinschaft gibt. Denn wie im vorigen Tipp zur Steigerung der Wahlbeteiligung beschrieben, orientieren sich Menschen instinktiv gerne an dem, was andere tun. Das hat mit Zugehörigkeit zu tun – und wenn man ganz weit zurück in die Evolutionsgeschichte blickt – auch etwas mit Überlebensstrategien.

Menschen passen sich also einfach gerne der vorherrschenden Meinung in der Gruppe an. Und sie tun, was die meisten anderen auch tun. Das hat Anfang des 20. Jahrhunderts schon Sigmund Freud erzählt und aufgeschrieben. Übertragen auf Ihre Wahl heißt das: Wenn viele wählen gehen, werden sich viele andere anschließen. Das einzige, was Sie tun müssen, um diesen sozialen Druck zu nutzen, ist: Werbung machen.

„Wenn ein Mensch keinen Grund hat, etwas zu tun, so hat er einen Grund, es nicht zu tun.“

– Sir Walter Scott, schottischer Dichter und Schriftsteller –

Was genau meint „sozialer Druck“?

In der Psychologie gibt es ganze Abhandlungen über sozialen Druck, z. B. als Grundlage für Massenphänomene. Grob meint sozialer Druck den Einfluss von Gesellschaft, Familie oder anderen Gemeinschaften auf die Meinung oder Handlungen von Einzelpersonen.

Kurz: Viele Menschen tun etwas, wenn sie sehen, dass andere es auch machen. Sie wollen damit sozialen Normen und Regeln entsprechen und nicht durch gegenläufiges Verhalten auffallen. Dazu gehört auch das Wählen als eine Art bürgerliche „Pflicht“. Dies gilt sowohl für politische, als auch für alle anderen Wahlen, wie z. B. innerhalb eines Unternehmens, einer Gewerkschaft oder einer weiteren Form von Gemeinschaft.

Wie kann ich die Dynamiken von sozialem Druck bei einer Wahl nutzen?

Wenn viele Wahlberechtigte zeigen, dass Sie an der Wahl teilgenommen haben, fühlen sich Nicht-Wähler stärker verpflichtet, ebenfalls ihre Stimmen abzugeben. Jedoch werden Wähler, wenn man mal von den ganz engagierten absieht, von alleine wenig motiviert sein, andere zur Wahl aufzufordern oder sich mehr als nötig zu einzubringen. Sie sind ja schließlich auch die Wähler und nicht die Wahlorganisatoren oder Wahlbotschafter.

Wenn die Wähler allerdings ohne Aufwand zeigen können, dass sie gewählt haben, dann tun viele das auch. Hierfür stellen Sie ihnen am besten Buttons zum Anstecken zur Verfügung. Sie können diese auch in digitaler Form erstellen, z. B. „Ich habe gewählt!”-Badges für soziale Netzwerke. Auch Aufkleber sind eine Möglichkeit – hier sind Ihrer Kreativität wie immer keine Grenzen gesetzt.

Kleiner Tipp: Buttons, Aufkleber, Badges & Co. werden in der Regel nur dann getragen, weitergegeben oder im Internet geteilt, wenn sie optisch ansprechend sind. Investieren Sie also ruhig in einen Grafiker, der ein schönes oder lustiges Design entwirft.

Sie müssen sich allerdings ein wenig beeilen: Denn wie unlängst durch eine Studie der South China Normal-University herausgefunden wurde, wirkt sozialer Druck nur unmittelbar und hält nicht sehr lange vor: Nach drei Tagen lässt der Drang, sich einer Gruppendynamik oder -meinung anzuschließen, wieder nach.

Bildquelle: Dwight Burdette (CC-BY 3.0-Lizenz)