Die britische Labour Partei hat kürzlich einen neuen Parteivorsitzenden gewählt. Erstmals in der Geschichte Großbritanniens konnte eine Wahl die höchste Anzahl an Online-Stimmabgaben verbuchen.

Der Sozialist Jeremy Corbyn machte mit seinem neuen Stellvertreter Tom Watson das Rennen.

Von den insgesamt 422.871 Wählern, gaben, laut des Electoral Reform Services, 343.995 Wähler ihre Stimmen online ab. Die Bilanz der Wahl des Parteivorsitzenden ergab also eine 81-prozentige Teilnahme durch die Online-Wahl.

Warum junge Wähler Corbyns Sieg beeinflussten

Ohne Zweifel ist Corbyn gerade bei der jungen Wählerschaft beliebt und so ist die Steigerung der Online-Wahlbeteiligung auch zu erklären. Der 66-Jährige traf den Nerv einer Generation, die mit der Politik in Großbritannien nur noch Unmut und Desillusion verbindet.

Dieser Gefühls-Konsens hatte zur Folge, dass die Mitgliederzahl der Labour Partei kurz vor der Wahl beträchtlich anschwellte. Viele dieser neuen Mitglieder traten der Partei bei, um Jeremy Corbyn wählen zu können und hauptsächlich bestand diese neue Wählerschaft aus jungen Leuten.

 

 

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Jüngere Generationen hadern nicht so sehr mit der Online-Stimmabgabe, wie die ältere Wählerschaft. Deswegen wird David Camerons konservative Partei wahrscheinlich nicht von der Umsetzung einer Online-Wahl in solchem Maße profitieren. (Ein großer Anteil der Unterstützer gehört nicht zu der Digital-Native-Generation)

Parteien liebäugeln mit Online-Wahlen

 

Nichtsdestotrotz beweisen die neuesten Entwicklungen innerhalb der Labour Partei einen deutlichen Trend hin zu einer neuen Form der Online-Demokratie. Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage von Webroots Democracy und Yougov  zeigte ein zustimmendes Interesse für Online-Wahlen von Londonern.

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So würden 59 % der Hauptstadtbewohner die Einführung einer Online-Wahl für die Oberbürgemeister-Wahl 2016 positiv unterstützen, davon sind 70 % der Unterstützer zwischen 25 und 39 Jahre alt.

Darüber hinaus hat sich die konservative Partei den Grünen und Liberaldemokraten angeschlossen und die Einführung der Online-Wahl für Kandidatenwahl des Oberbürgermeisters verkündet.

 

 

 

Bei einer weiteren Umfrage von Webroots und Yougov stellte sich zudem heraus, dass 56 % der Briten sich eine Online-Wahl-Option wünschten, wenn sie im versprochenen Referendum für oder gegen eine EU-Mitgliedschaft abstimmen. Wie diese Statistiken aufzeigen, werden die Stimmen für digitalisierte Wahlen, oder zumindest das Einsetzen von Online-Optionen, immer lauter.

Wahl-Apathie war gestern

 

Die Wahlbeteiligung in Großbritanniens Parlamentswahlen kann in den letzten 15 Jahren einen zunehmenden Anstieg verzeichnen. Im Jahr 2001 nahmen 59,4 Prozent von ihrem Stimmrecht Gebrauch, 2005 waren es schon 61,4 Prozent und fünf Jahre später verbuchte die Wahl 65,1 Prozent Wahlbeteiligung. Der Zuwachs an aktiven Wählern hielt sich auch bei der Parlamentswahl 2014 mit einer Steigerung von 66,1 Prozent.

 

Das legt die Vermutung nah, dass die Bevölkerung augenscheinlich nicht so politisch desinteressiert ist, wie so oft behauptet wird. Dazu kommt die Bereitschaft der Bürger eine technologischere Wahl-Methode einzuführen und in dieser Kombination wird die Wahlbeteiligung ihren Erfolgskurs halten.

Zumindest wenn in dem Wetteifer um die Parteivorsitzenden-Wahl ein Zukunftstrend zu erkennen ist, bedeutet eine höhere Anzahl von Jung-Wähler und ein gesteigerter Einsatz von Online-Wahlen auch eine verbesserte Wahlbeteiligung. 

 

Bildquelle: flickr/Garry Knight (CC-by 2.0) / Graphiken von POLYAS GmbH

Über den Gast-Blogger

Olly Tozer bloggt normalerweise auf  NOTA , ein Blog , spezialisiert auf britischer Politik mit dem Ziel die politische Debatte zu bereichern und einen frische Perspektive aufzuzeigen. Hier twittern die Blogger von NOTA @NOTA_Network