Bundespräsident

Joachim Gauck hat sich entschieden: Er wird 2017 für keine weitere Amtszeit kandidieren. Damit wird nächstes Jahr ein neuer Bundespräsident gewählt – der zwölfte in der Geschichte der Bundesrepublik. Ein kurzer Überblick über die letzten elf Personen, die das höchste deutsche Amt innehatten.

Theodor Heuss (1949–1959)

Der erste Bundespräsident (1884-1963) der neu gegründeten Bundesrepublik prägte das Land und das Amt. Durch die Reden und die Reisen des FDP-Politikers gewannen viele Länder Vertrauen in den jungen Staat. Nach zwei Amtszeiten, wurde ihm vorgeschlagen für eine weitere zu kandidieren. Dafür wäre eine Grundgesetzänderung nötig gewesen. Heuss lehnte allerdings ab.

Heinrich Lübke (1959–1969)

Der zweite Bundespräsident (1894 -1972) war der erste CDU-Politiker in dem Amt. Er bemühte sich um eine politische Einflussnahme, so unterzeichnete er mehrfach Gesetze nicht, die seiner Meinung nach gegen das Grundgesetz verstießen. In Erinnerung geblieben sind allerdings eher seine tatsächlichen und fälschlich zugeschriebenen Fauxpas während seiner Auslandsreisen, die aber einer fortgeschrittenen Zerebralsklerose zugeschrieben werden können. Als Vorwürfe laut wurden, dass er als Ingenieur an der Planung von KZ-Baracken mitgewirkt hatte, kündigte Lübke am 14. Oktober 1968 seinen Amtsverzicht zum 30. Juni 1969 an. Er wollte damit verhindern, dass seine Amtszeit zu einem Thema der Bundestagswahl wird.

Gustav Heinemann (1969–1974)

Seine Wahl war schwierig. Nach dem dritten Wahlgang wurde der SPD-Politiker (1899 -1976) ohne absolute Mehrheit ins Amt gewählt. Er verstand sich als „Bürgerpräsident“ und kritisierte mehrfach die Politik der Regierung scharf. Am 28. Oktober 1970 wurde auf Heinemanns Initiative die Deutsche Gesellschaft für Friedens- und Konfliktforschung (DGFK) gegründet. Zu den Neujahrsempfängen in der Villa Hammerschmidt lud Heinemann nicht nur Politiker und Prominente ein, sondern auch Krankenschwestern, Müllabfuhrarbeiter, Bademeister, Gastarbeiter, Behinderte und Zivildienstleistende. Obwohl er für seine Wiederwahl eine Mehrheit gehabt hätte, verzichtete er auf eine zweite Amtszeit.

Walter Scheel (1974–1979)

Der FDP-Politiker (1919-2016) war Vizekanzler, bevor er 1974 zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Politisch hatte er wenig Einfluss und verzichtete aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Bundestag auf eine erneute Kandidatur. Bekannt ist er vor allem für seine Singkunst. Er sang es beispielsweise 1973 in der ZDF-Show Drei mal Neun zugunsten wohltätiger Zwecke.

Karl Carstens (1979–1984)

Die Kandidatur des CDU-Politikers (1914 -1992) war umstritten. Von 1940 bis 1945 war er NSDAP-Mitglied und seit 1934 im SA.  Seine bedeutendste Amtshandlung war die Auflösung des Bundestages 1982/83 – nach der verlorenen Vertrauensfrage von Helmut Kohl. Bekannt war er vor allem für seine Leidenschaft fürs Wandern – er wurde auch als „Wanderpräsident“ bezeichnet. Aus Altersgründen verzichtete Carstens auf eine zweite Amtszeit.

Richard von Weizsäcker (1984–1994)

Der CDU-Politiker (1920 – 2015) war der erste Bundespräsident des wiedervereinigten Deutschlands. Die wichtigste Rede hielt er am 8.Mai.1985, als er den 8.Mai.1945 zu einem „Tag der Befreiung“ umdeutete. Bei seiner Wiederwahl 1989 gab es erstmalig keinen Gegenkandidaten und er war der erste Präsident seit Heuss, der zwei volle Amtszeiten regiert hat. Er gilt bis heute als der bedeutendste und beliebteste Bundespräsident aller Zeiten.

Roman Herzog (1994–1999)

Der CDU-Politiker (*1934) war Präsident des Bundesverfassungsgerichts, bevor er zum Bundespräsidenten gewählt wurde. Er begründete die Tradition der „Berliner Rede“. Seine Rede ist als „Ruck-Rede“ bekannt geworden, nach dem bekanntesten Zitat: „es muss ein Ruck durch Deutschland gehen“. In seiner Amtszeit kritisierte er die politische und wirtschaftliche Situation Deutschlands mehrmals scharf. 1997 rief er den „Deutschen Zukunftspreis“ ins Leben. Er verzichtete er auf eine zweite Amtszeit – wie er bereits von Beginn an deutlich gemacht hatte.

Johannes Rau (1999–2004)

Der SPD-Politiker (1931 – 2006) war bereits 1994 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten angetreten, unterlag jedoch Roman Herzog. Er führte die Idee der „Berliner Reden“ fort und hielt jedes Jahr eine Rede zur Situation Deutschlands, so beispielsweise zum Thema Zuwanderung. Im Jahr 2000 hielt er als erster Politiker auf deutsch eine Rede vor dem israelischen Parlament – er bat darin um Vergebung für den Holocaust. Auch er verzichtete auf eine zweite Amtszeit. Sein bekanntester Ausspruch war: „Versöhnen statt spalten“

Horst Köhler (2004–2010)

Horst Köhler (*1943) war der erste Bundespräsident, der vor seinem Amtsantritt keine aktive Rolle in einer Partei gespielt hat. Allerdings gehört er der CDU an. Seine bedeutendste Amtshandlung war die Auflösung des Bundestags 2005, nachdem Gerhard Schröder die Vertrauensfrage gestellt hatte. Zudem verweigerte er die Unterschrift von Gesetzen, wenn sie seiner Ansicht nach unvereinbar mit dem Grundgesetz waren. Er wurde 2009 wiedergewählt. Ende Mai 2010 gab er ein Interview, indem er den militärischen Einsatz in Afghanistan verteidigte, unter anderem in Hinblick auf die Handelsinteressen Deutschlands. Diese Äußerung führte zu scharfer Kritik aus vielen Parteien. Diese führten dann zu seinem Rücktritt.

Christian Wulff (2010–2012)

Mit 51 Jahren war der CDU-Politiker (*1959) der jüngste Bundespräsident der Bundesrepublik. Er setzte vor allem Akzente in der Integrationspolitik. Sein bekanntester dazu lautet: „Der Islam gehört zu Deutschland“. Ab Herbst 2011 geriet Christian Wulff unter Druck. Grund dafür waren die Kredit- und Medienaffäre um seine Person. Als die Staatsanwaltschaft beantragte, dass seine Immunität aufgehoben wird – ein bei Bundespräsidenten einmaliger Vorgang – trat Christian Wulff zurück. 2014 wurde Christian Wulff freigesprochen.

Joachim Gauck (seit 2012)

Joachim Gauck (*1940) ist der erste parteilose Bundespräsident. Der Friedensaktivist, der unter anderem auch Chef der Stasi-Unterlagen-Behörde war, wurde 2012 im ersten Wahlgang gewählt. Er ist der älteste amtierende Bundespräsident. 2016 verkündete er seinen Verzicht auf eine zweite Kandidatur aus Altersgründen.

Lesen Sie mehr über die Aufgaben eines Bundespräsidenten in unserem Wahllexikon. 

About Laila Oudray

Um die Welt zu gestalten und zu verbessern, benötigt man Informationen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, diese Informationen zu recherchieren und hoffentlich unterhaltsam aufzubereiten. Wenn ich nicht gerade das World Wide Web für die interessantesten Themen durchforste, lebe ich meine musikalische Seite aus und singe (wie man mir sagt, auch gar nicht so schlecht). Seit April arbeite ich bei Polyas. Hier bin ich für die Pressearbeit zuständig und schreibe Blogartikel.