Wenn es um Nicht-Wähler geht, stellen sich Politiker und Medienvertreter eine Frage: Warum verzichten Menschen in Deutschland auf ihr Wahlrecht? Was sind ihre Gründe? Es scheint interessant zu erfahren, was diese Menschen bewegt, um so gezielter gegen die mangelnde Bereitschaft zur Wahl anzugehen.
In den vorherigen Teilen unserer Serie zu Nicht-Wählern, wurden die sozio-demographischen Faktoren der Nicht-Wähler näher betrachtet und analysiert. Doch noch interessanter sind die Motive, die den Einzelnen dazu veranlasst, nicht zur Wahl zu gehen. Diese geben eine mögliche Strategie für die Steigerung der Wahlbeteiligung vor.
Die Gründe, warum jemand zum Nicht-Wähler wird, sind selbstverständlich so individuell wie der Mensch selbst. Allerdings lassen sich auf Basis von Statistiken drei Gruppen erkennen: 1. Politische Entfremdung 2. Kritik an Parteien 3. Zufriedenheit mit den Umständen.
Nicht-Wähler fühlen sich nicht repräsentiert
Die erste Gruppe ist von politischer Entfremdung gekennzeichnet. Der Einzelne fühlt sich von der Politik nicht beachtet. Er glaubt, auf seine Bedürfnisse würde nicht eingegangen.
Verstärkt wird diese Haltung durch einen negativen Eindruck von Parteien und Politiker. Dabei geht es vor allem um eine fehlende Unterschiedlichkeit zwischen der Parteien. So erscheint die eigene Stimme als sinnlos, da nicht erkannt wird, inwieweit Veränderung dadurch hervorgebracht wird. In diesem Fall haben viele Nicht-Wähler resigniert und beschäftigen sich nicht mehr mit Politik.
Typische Sätze von Nicht-Wähler in diesem Fall sind: „Die da oben machen doch eh, was sie wollen“. „Es sind eh immer die Gleichen“.
Wahlverzicht als Denkzettel
Die zweite Gruppe sieht in ihrem Wahlverzicht eine Art Rebellion. Die Nichtwahl wird als Kritik an Parteien gewertet – eine Art Denkzettel. Es ist eine aktive Entscheidung, um Parteien auf eine gewisse Hinsicht zu „bestrafen“. Häufig sind es ehemalige Stammwähler einer bestimmten Partei, die die getroffenen Entscheidungen nicht unterstützen. Da keine andere Partei ihrer Ausrichtung entspricht, verzichten sie auf eine Wahl.
Die zufriedenen Nicht-Wähler
Die dritte Gruppe der Nicht-Wähler sind die Zufriedenen. Das sind jene, die nicht zur Wahl gehen, weil sie mit dem Status-quo zufrieden sind oder weil die Wahl im Vorfeld schon als entschieden gilt. So beispielsweise in kleineren Kommunen, wo es zu dem Bürgermeister, der schon seit Jahrzehnten agiert, keine ernstzunehmende Konkurrenz gibt. Da erscheint die Wahl als unnötig. Im Gegensatz zur ersten Gruppe resignieren sie nicht ob der Alternativlosigkeit, sondern sind damit auch einverstanden.
Diese Gruppe beschreibt nur einen kleinen Teil der Nicht-Wähler.
Selbstverständlich gibt es fließende Übergänge zwischen diese Gruppen, doch die Aufteilung gibt einen guten ersten Überblick, an welchen Stellen die Politik arbeiten müsste, um die Wahlbeteiligung zu steigern.