Ich bin Bernd. Als Durchschnitts-Digitaler schreibe ich auf diesem Blog, warum unsere Welt manchmal digitaler ist, als wir denken. Denn bevor wir morgens im Büro unsere erste E-Mail lesen, waren wir meist schon richtig unterwegs in der digitalen Welt. Heute nehme ich das Thema Einkaufen unter die Lupe.

Kennen Sie noch den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“? Daran musste ich denken, als ich mich mit dem digitalen Einkaufen beschäftigte. Sie werden merken: Ich habe mich davon ein wenig inspirieren lassen.

Und täglich bestellt der Onlineshopper

Es ist Montagmorgen, 7:30 Uhr. Heute drücke ich nicht auf „Schlummern“, denn wach bin ich schon eine ganze Weile. Ich vermute, das liegt an der nicht besonders rückenfreundlichen Matratze, die nun schon eine geraume Zeit nicht nur meinen Schlaf, sondern auch meine Wirbelsäule belastet. Es führt kein Weg daran vorbei: Eine neue Matratze muss her.

Ich klappe den Laptop auf und mache das digital Übliche: googeln. Diverse Ratgeberseiten und Gesundheitswebseiten später weiß ich, welches Modell für mich das richtige ist. Über den Onlineshop eines Bettenfachgeschäfts bestelle ich die den wohltuenden Schlaf versprechende Ruheunterlage und bezahle per Online-Überweisung. Jetzt heißt es, ein paar Tage warten – und gegen einen kleinen Aufpreis trägt mir der nette Versandhandel das Ding bis vor die Haustür.

Schon gewusst?

 

Schon gewusst? Digitales Wissen zum Mitnehmen. Online-Shopping und Kaufrausch. (Quelle)

Schon gewusst? Digitales Wissen zum Mitnehmen. Online-Shopping und Kaufrausch. (Quelle)

Click & Collect, Click & Reserve und die personalisierte Werbung

Dienstagmorgen, 7:30 Uhr. Noch ist die neue Matratze nicht da. Ich bin deshalb wieder sehr gerädert. Mit knackendem Rücken und schwerem Kopf schleppe ich mich vor meinen Computer. Mir ist da nämlich ein Gedanke gekommen: Was, wenn die Wohlfühlmatratze gar kein so großes Wohlfühlen auslöst? Hätte ich das nicht vielleicht doch erstmal testen sollen?

Sofort fällt mir auf, dass sich die Werbung in meinem Browser gerade komplett um den gesunden Schlaf dreht. Das hat vermutlich mit meiner Recherche von gestern und meinem Einkauf zu tun. Über sogenannte Cookies wird mein Suchverhalten gespeichert und von Werbeanbietern genutzt. Wer das nicht möchte, kann die eigenen Cookies auf dem Computer verwalten.

Ich rufe jetzt erst einmal das Bettenfachgeschäft an und schildere die Situation. Dort bietet man mir an, die Lieferung zu ändern, so dass ich die Matratze in einer nahegelegenen Filiale live testen kann. Die Dame am Telefon sagt, sowas nenne man Click & Reserve.
Man bestellt online und der gewünschte Artikel wird in einem stationären Geschäft reserviert. Ob man ihn dann kauft oder nicht, kann dann vor Ort entschieden werden. Sicher ist aber: Der Artikel ist vorrätig.

Da ich aber schon bezahlt habe, macht das mit dem Reservieren ja gar keinen Sinn. „In dem Fall“, so die freundliche Stimme am Telefon weiter, „können Sie Click & Collect nutzen.“ Ich lasse mir erklären, dass es für Einzelhändler immer üblicher wird, folgenden Service anzubieten: Der Kunde bestellt und bezahlt online, spart dann aber entstehende Versandkosten, indem er die Ware selbst im Laden abholt.

Digital einkaufen: Was aber passiert mit der Fachberatung?

Mittwochmorgen, 7:30 Uhr. Mein Rücken streikt, es wird Zeit. Heute ist der Tag, an dem ich in die Filiale fahre und einmal zum Test vor mich hin liege.

Was mir im Laden direkt auffällt: Die nette und fachkundige Beratung vor Ort. Kann das Internet leisten, was mir hier ein Verkäufer mit jahrzehntelanger Erfahrung erklärt? Kann meine Online-Recherche da mithalten?

Der Verkäufer lächelt, als ich ihn darauf anspreche. Die große Angst der kleinen Händler, die sich dem Giganten Internet gegenübersehen, ist präsent. Ihr Trumpf ist die Fachberatung. Das wisse man und biete neben Onlineshop und Abholung im Laden eben auch eine Service-Beratung via Telefon oder Chat an. So bleibe man am Ball. Durch das Internet vergrößere sich auf der anderen Seite aber auch der Kundenkreis – plötzlich sei es nicht mehr nur die Laufkundschaft, die hier ihr Geld ausgebe.

Ich jedenfalls liege auf der ausgesuchten Matratze wie auf Wolken und frage, ob es möglich sei, mich direkt mitzutransportieren, damit ich gar nicht erst wieder aufstehen muss.
„Bezahlt haben Sie ja bereits,“ dringt die Stimme des Verkäufers an mein Ohr. „Ja, online“, sage ich.

Wer braucht eigentlich noch Bargeld?

Donnerstagmorgen, 7:30 Uhr. Meine Hand tastet nach dem Handy-Display und sucht die Schlummer-Taste. Ich bin so entspannt. Mein Rücken würde jubeln, wenn er könnte. Wohlig setze ich mich im Bett auf und ziehe meinen Laptop zu mir herüber.

Als erstes sortiere ich das PDF mit der Rechnung der Matratze in mein Buchhaltungssystem ein. Dieses ist mit meinen Konten verbunden und dokumentiert wie auf Knopfdruck meine Einnahmen und Ausgaben.

Beim Onlineshop des Bettengeschäfts hatte ich die komplette Auswahl der Bezahlmöglichkeiten: Online-Überweisung, per Kreditkarte, via PayPal – mittlerweile ist es fast nirgends mehr nötig, Bargeld mit sich herumzutragen.

Während ich wenig später auf dem Weg ins Büro bin, denke ich über Bitcoins nach. Schon mal davon gehört? Dabei handelt es sich um ein weltweites Zahlungssystem über eine digitale Geldeinheit. Damit werde ich mich heute Abend genauer befassen – es klingt spannend.

Schon gewusst?

Wie bezahlen wir online? Das 21.Jahrhundert ist digital und es wird online eingekauft.

Wie bezahlen wir online?

Mein Handy, der Einkaufsberater

Abends schaue ich im Supermarkt vorbei. Per App verwalte ich digital meine Einkaufsliste, die mir übrigens auch anzeigt, welche Zutaten ich für bestimmte Rezepte brauche.

Mittlerweile wird in einigen Supermärkten die „Indoor-Navigation“ getestet. Unglaublich, was hier möglich wird. Über das kostenfreie Wlan des Marktes und einer zugehörigen App kann ich dann Produkte eingeben, die ich suche. Umgehend wird mir dann der Standort angezeigt, an dem ich das Gewünschte finden kann.

Der Einkaufszettel auf dem Handy, verknüpft mit dem Indoor-Navigationssystem des Supermarktes kann z. B. den schnellsten Weg anzeigen, um alle Produkte zu bekommen. Oder die App schlägt vor, welcher Wein zu dem Essen passen könnte, das ich offenbar später zubereiten will.

Man kann das gut finden oder nicht – deshalb kann man es auch nutzen oder eben nicht. Für mich bedeutet effizienteres Einkaufen vor allem eins: mehr Freizeit.

Hand in Hand beim digitalen und analogen Einkaufen

Stationärer Handel und Onlineshopping verschmelzen. Digital macht’s möglich. Das Ziel ist ein Ineinandergreifen, keine Verdrängung. Während meiner Recherchen stolpere ich über ein „digitales Leuchtturm-Projekt“ in Sachen Einkaufen: die Onlinecity Wuppertal.

Hier gehen die lokalen Einzelhändler zusammen neue Wege. Auf einem gemeinsamen digitalen Marktplatz findet der Kunde alle Wuppertaler Händler, Produkte und Dienstleistungen und kann u. a. die oben erklärten Einkaufsformen, die Lieferung am selben Tag (Same-Day-Delivery) über den lokalen Versandhandel oder Online-Beratung (via Telefon, Chat, Video-Chat) in Anspruch nehmen.

Wenn die Zukunft des Einkaufens so abläuft wie mein Matratzenkauf, dann bin ich sehr dafür.